Her First Picture- Portraits of Grandmothers in India
Es war im Juni 2009.
Sie war sehr schön, diese „Old Lady“; und wurde von den wenigen Sonnenstrahlen, die in den Raum drangen, angestrahlt. Ihre Schönheit und Ausdruckstärke faszinierte mich und ich ging mit meiner Kamera zu ihr, und fragte um ihr Einverständnis, sie fotografieren zu dürfen.
Als ich das Haus mit Begeisterung über diese Begegnung mit guter Laune verlassen wollte, rief mir die Schwiegertochter noch etwas hinterher. Ich stutze ein wenig….. denn sie sagte „Wir haben viele Großmütter in Indien; die kannst du alle fotografieren.“
Mir gefiel diese Idee sehr gut, denn die Lebens- und Arbeitssituation von Frauen beschäftigt mich schon länger. Im August 2009 startete ich ein Hilfssprojekt für indische junge Frauen und Mädchen, indem sie Ausbildung am Computer absolvieren können. Mir sind aber auch die älteren Frauen aufgefallen, denen nicht mehr genug die Zeit bleibt, und auch die Kraft fehlt, ihre Lebensbedingungen grundlegend zu verbessern.
Die „Old Ladys“ sind die haushohen Verlierer im indischen Wirtschaftboom. Denn verfolgen die jüngeren Generationen das Ziel in den Metropolen, etwas von dem Aufschwung für sich zu ergattern, fehlen ihre helfenden Hände bei den immer mehr hilfebedürftig werdenden Großeltern zu Hause auf dem Land. Die Alten bleiben alleine zurück.
Frauen auf dem Land trifft die schwierige Lebenssituation im Alter besonders hart. Die alten Frauen pflegen häufig Ihre Ehemänner in deren letzen Lebensphase und stehen dann selber ohne eine vergleichbare Versorgung da. Statistiken zeigen die brutale Realität, dass unterschiedliche Maßstäbe in der Pflege vom männlichen Familienoberhaupt und der Großmutter gesetzt werden. Ihr Gesundheitszustand ist oft sehr schlecht und es fehlt Ihnen an der nötigen medizinischen Versorgung. Traditionell wird auch von Frauen im höheren Alter erwartet, dass Sie sich um den Haushalt kümmern, wodurch Sie den Belastungen von Wäschewaschen am Fluss, Holzholen, Kochen etc. ausgesetzt sind.
Weil viele von den Landfrauen, nicht genügend finanzielle Unterstützung von den meist auch armen Familienangehörigen bekommen können, sind Sie gezwungen, für ein bisschen Reis als Entlohnung auf den Feldern zu arbeiten, Blumengirlanden für einen Minimallohn herzustellen oder weiterhin die Kleidung für reichere Familien zu glätten. Die Häuser in denen sie leben sind düster; entweder fehlt jeglicher Stromanschluss oder er wird nur sehr sparsam genutzt, um keine unnötigen Kosten entstehen zu lassen. Viele verfügen nicht über fließendes Wasser noch über sanitäre Einrichtung.
Die Frauen haben aktiv bei dem Entstehungsprozess dieser Serie von Anbeginn mitgewirkt. Sie sind mit mir in der Mittagssonne von Haus zu Haus gezogen, damit ich die älteren Frauen, die sich in ihre dunklen und schattigen Häuser zurückgezogen haben, treffen kann. Häufig haben die Frauen meine Besuche auch dafür genutzt sich untereinander auszutauschen und sich von ihren Alltagsproblemen zu erzählen. Obwohl ich viel von ihren Leiden erfuhr, haben sie aber auf mich sehr glücklich und ausgeglichen gewirkt, was mich irritierte.
Da mich die Frauen sehr freundlich und offen empfingen, wollte ich auch ihnen auch diese Offenheit entgegenbringen und sprach sie auf diesen scheinbaren Widerspruch an. Ihre Antwort war: ….sie lachten miteinander. Sie sagten mir „That our first pictures!“